Was ist Karate?

In unseren Vereinen wird SHOTOKAN – KARATE gelehrt. Diese Form hat sich etwa 1921 mit Gichin Funakoshi, einem von Okinawa stammenden Meister der Kunst, über Japan in die ganze Welt ausgebreitet.

FunakoshiDie Ursprünge des Karate liegen bereits 1000 Jahre zurück. Chinesische Mönche waren es, die die Kampfkunst in ihren Grundzügen entwickelten. Aus dieser Tradition entstand, wie es alte Überlieferungen wiedergeben, im 16. Jhdt. auf der Insel Okinawa, die nahe zum chinesischen Festland im pazifischen Ozean liegt, das sog. »Okinawa-te«, was Technik bzw. Hand aus Okinawa bedeutet.

Da in Okinawa ab dem 17. Jhdt. das Tragen von Waffen untersagt war, entwickelte sich diese Kampfkunst im Geheimen zu besonderer Effektivität und Schlagkraft. Dennoch soll ihr Charakter defensiv sein und zur vollkommenen Meisterschaft wird auch die Kenntnis der Philosophie und das Erlangen einer inneren Reife vorausgesetzt.

Anfang des 20. Jahrhunderts gelangte das Karate – Do nach Japan und verbreitete sich ab 1950 in die Welt.

Über Funakoshi

Aufgewachsen in Shuri (Okinawa), gilt er als Begründer des heute bekannten japanischen Karatedō (das er in Anlehnung an das Judo seines Vorbildes Kanō Jigorō so benannte). Spätere Schüler benannten das von Funakoshi entwickelte Karate nach dem damaligen Trainingsort „Shōtōkan“ („Shōtō“ war Funakoshis Pseudonym für Gedichte und Kalligrafien, „Kan“ bedeutet Übungshalle).

Funakoshi selbst benutzte nie den Begriff „Shotokan“, dieser wurde nachträglich von seinen Schülern eingeführt, um sich namentlich anderen Karate-Stilen gegenüber abgrenzen zu können.

Funakoshi war beruflich als Hauptschullehrer tätig. Trotzdem stellte Karate einen wichtigen Lebensinhalt dar. Er war sehr um die Verbreitung des Karate bemüht. Ihm gelang es, diese Kampfkunst in den Sportunterricht an der Schule zu integrieren.

1922 reiste Funakoshi als Leiter einer Delegation aus Okinawa nach Tokio und stellte dort Karate erstmals der japanischen Öffentlichkeit vor. Aufgrund des großen Interesses blieb er in der japanischen Hauptstadt, um weiter zu unterrichten.

Die von ihm vertretene Stilrichtung des Karate wurde von seinem Künstlernamen „Shōtō“ (= Pinienrauschen), unter dem er Gedichte schrieb, und seinem ersten richtigen Dōjō Shōtōkan (Haus des Shōtō) abgeleitet. Funakoshi selbst lehnte es ab, sein Karate als eigenen Stil oder gar Shōtōkan-Karate zu bezeichnen. Für ihn gab es nur „ein“ Karate. Es waren seine Schüler, die das Karate ihres Lehrers von dem Karate anderer Schulen abgrenzen wollten.

Zeit seines Lebens folgte Funakoshi einem strengen Ehrenkodex. So lehnte er es zum Beispiel ab, „schmutzige“ Worte wie Socke oder Toilettenpapier zu benutzen. Auch war Funakoshi ein sehr friedfertiger Mann, der versuchte, den Kampf wann immer möglich zu vermeiden. So gab er zum Beispiel einmal Dieben den Kuchen, den er als Opfergabe für seine Ahnen vorgesehen hatte, nur um den Konflikt mit den beiden ihm wahrscheinlich unterlegenen Männern zu vermeiden.

Die 20 Verhaltensregeln

Shōtō-Niju-Kun
Die zwanzig Shōtō-Niju-Kun sind von Funakoshi aufgestellte Verhaltensregeln und vermitteln das Grundprinzip des Karatedō („Weg der leeren Hand“). Sie sollen der Charaktervervollkommnung dienen.

  1. Karatedo wa rei ni hajimari, rei ni owaru koto wo wasuruna.
    Vergiss nie: Karate beginnt mit rei und endet mit rei. (rei bedeutet: Respekt, Höflichkeit)
  2. Karate ni sente nashi.
    Im Karate gibt es kein Zuvorkommen. (Im Karate gibt es keinen ersten Angriff.)
  3. Karate wa gi no tasuke.
    Karate ist ein Helfer der Gerechtigkeit.
  4. Mazu jiko wo shire, shikashite ta wo shire.
    Erkenne dich selbst zuerst, dann den Anderen.
  5. Gijutsu yori shinjutsu.
    Die Kunst des Geistes kommt vor der Kunst der Technik.
  6. Kokoro wa hanatan koto wo yosu.
    Lerne, deinen Geist zu kontrollieren, und befreie ihn dann von Unnützem.
  7. Wazawai wa getai ni shozu.
    Unheil entsteht durch Nachlässigkeit.
  8. Dojo nomi no karate to omou na.
    Karate ist nicht nur im Dojo.
  9. Karate no shugyo wa issho de aru.
    Die Ausbildung im Karate umfasst Dein ganzes Leben.
  10. Ara-yuru mono wo karate-ka seyo, soko ni myo-mi ari.
    Verbinde dein alltägliches Leben mit Karate, das ist der Zauber der Kunst.
  11. Karate wa yu no gotoshi taezu netsudo wo ataezareba moto no mizu ni kaeru.
    Wahres Karate ist wie heißes Wasser, das abkühlt, wenn du es nicht ständig wärmst.
  12. Katsu kangae wa motsu na makenu kangae wa hitsuyo.
    Denke nicht ans Gewinnen, doch denke darüber nach, wie du nicht verlierst.
  13. Teki ni yotte tenka seyo.
    Wandle dich, abhängig von deinem Gegner.
  14. Tatakai wa kyo-jitsu no soju ikan ni ari.
    Der Kampf hängt von der Handhabung deiner Treffsicherheit ab.
  15. Hito no te ashi wo ken to omoe.
    Stelle dir deine Hand und deinen Fuß als Schwert vor.
  16. Danshi mon wo izureba hyakuman no teki ari.
    Wenn man das Tor der Jugend verlässt, hat man viele Gegner.
  17. Kamae wa shoshinsha ni ato wa shizentai.
    Das Einnehmen einer Haltung gibt es beim Einsteiger, später gibt es den natürlichen Zustand.
  18. Kata wa tadashiku jissen wa betsu mono.
    Übe die Kata korrekt, der echte Kampf ist eine andere Angelegenheit.
  19. Chikara no kyojaku, karada no shinshuku, waza no kankyu wo wasuruna.
    Hart und weich, Spannung und Entspannung, langsam und schnell, alles in Verbindung mit der richtigen Atmung.
  20. Tsune ni shinen kufu seyo.
    Denke immer nach und versuche dich ständig am Neuen.